Das Chamäleon als Leitmotiv

Der VDA wird 100 Jahre alt

Dieses Foto vom VDA-Gründungskongress in Düsseldorf im Juli 1011 erschien in der Wochenschrift 8 (28) 1911: 410 © S.K.HetzDer Verband Deutscher Vereine für Aquarien und Terrarienkunde e. V. feiert sein 100. Jubiläum vom 6. bis 8. Mai in Berlin. Der VDA wurde 1911 als Zusammenschluss von Vereinen gegründet. Im ersten Jahr schlossen sich viele Vereine, von denen einige heute noch existieren, dem Verband an.

Die Gründung wurde beschlossen, um Möglichkeiten zu erschließen, die einzelne Ver­eine nie hätten verwirklichen können. Dazu gehörten neben einer politischen Komponente (Schutz der gemeinsamen In­teressen gegen Beeinträchtigungen seitens Dritter), dem Naturschutz und der naturwissenschaftlichen Bildung (auch in Schulen!) vor allem „Ver­einsangelegenheiten betreffende Maßnahmen“ – Bildvorträge, Ausstellungen, Pflanzen- und Fischtausch, Züchterpreise und regelmäßige Publikationen in einem eigenen Verbandsorgan.

Viele dieser Leistungen bietet der VDA heute noch, wenn auch teils in anderer Form. Das ist einerseits ein Grund, stolz zu sein. Andererseits muss man kritisch fragen, ob in der heu­tigen Zeit – die Gesellschaft hat in den letzten 20 Jahren eine Wandlung erfahren, die in einer solchen Auswirkung und Geschwindigkeit bisher nicht da war – der VDA überhaupt noch konkurrenzfähig ist. Denn heute kann jeder Informationen, Bilder und Berichte zu Fischen, Reptilien und Pflanzen bequem zu Hause in hoher Qualität konsumieren und sogar Aquarien­fische und Terrarientiere (wenn auch rechtlich problematisch) über das Internet bestellen.

Im zweiten Jahrhundert seines Bestehens wird sich der VDA deshalb mit ganz anderen Pro­blemen, die die Vivaristik betreffen, konfrontiert sehen. Das Hobby Vivaristik, also die Beschäftigung mit Terrarien und Aquarien zu Hause, wird immer mehr in die öffentliche Kritik geraten. Es reicht heute nicht mehr, dass ein Aquarium oder Terrarium einen eigenständigen ideellen Wert darstellt. Ein schön bepflanztes Aquarium an sich ist schön; es muss deshalb nicht zu einem bestimmten Zweck in der Wohnung stehen.

Diese ideellen Werte geraten zunehmend ins Hintertreffen, damit auch die Rechtfertigung für das Hobby an sich in der öffentlichen Wahrnehmung. Stellen wir uns – selbstbewusst, organisiert und gemeinsam – im zweiten Jahrhundert der organisierten Vivaristik der Kritik!

Calumma parsonii - mit einem Auge zurückblicken, mit dem anderen die Umgebung beobachten, meist aber mit beiden Augen nach vorn schauen... © S.K.HetzDas Chamäleon als Leitmotiv des diesjährigen Kongresses versinnbildlicht den VDA in  der Zukunft: bunt, beweglich, anpassungsfähig, facettenreich. Mit einem Auge das Zurück­liegende betrachten, mit dem anderen das Geschehen in der Umgebung aufmerksam und gezielt beobachten – meistens aber mit beiden Augen nach vorn, in die Zukunft blicken.

Der Ort des 100. Jubiläums, die Tegeler Seeterrassen in Berlin, ist gut gewählt. Am gegenüberliegenden Ufer des Tegeler Sees liegt Conradshöhe, einst Zentrum des Zierfischimportes und der Nachzucht von Fischen („Vereinigte Zierfischzüchtereien Conradshöhe“). Auf der anderen Seite liegt die Bundeshauptstadt – dort werden die Gesetze gemacht, die in Zukunft unser Hobby stark mitbestimmen werden.

Kommen Sie zum Kongress! Neben den Vorträgen (siehe Programm) werden wir in der Aquaristik-Lounge mit Vertretern von Herstellern, dem Einzelhandel, Naturschutzvereinigungen, anderen Verbänden und Vereinen und natürlich Aquarianern kurze Interviews führen. Nutzen Sie die Gelegenheit für einen Informationsaustausch und ein Treffen unter Aquarianern und Terrarianern!

Wir sehen uns in Berlin: Auf ins zweite Jahrhundert – gemeinsam!

Stefan K. Hetz, VDA-Präsident

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Archiv veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.